Die Okulation
Die Okulation, der Lateiner ahnt es schon, ist eine sogenannte Augenveredelung (oculus - das Auge), d. h. es werden nur einzelne Edelaugen auf den Veredelungspartner übertragen. Dies ist besonders ergiebig, hat man doch die Möglichkeit, aus jedem zur Verfügung stehenden ausgereiften Auge
eine Unterlage zu veredeln. Die Veredelungsmethode kann Ende Juli bis Ende August durchgeführt werden, und zwar dann, wenn sich zum kräftige, gut ausgereifte Augen in den Blattachseln gebildet haben, und andererseits die Rinde der Veredelungsunterlagen löst. Als Edelreiser dienen im laufenden Jahr gewachsene, kräftige Langtriebe.
Die Okulation ist die Standardmethode zur Vermehrung von Obstbäumen und Rosen in den Baumschulen. Sie eignet sich bestens zur Veredelung von Wildlingen oder bei der Umveredelung von einzelnen Trieben in der Baumkrone.
Voraussetzungen:
◦Reiserstärke bis ca. 1 cm Durchmesser
◦Unterlagenstärke bis ca. 1 cm Durchmesser
◦Die Rinde muss lösen
Die einzelnen Arbeitsschritte in Bildern:
1. Schritt: Das Edelreis muss sorgfältig vorbereitet werden. Die Blätter werden bis auf einen Blattstiel entfernt.
2. Schritt: Die kleinen Beiblätter werden entfernt. Die Verdunstung über das Reis wird dadurch auf ein Minimum reduziert.
3. Schritt: Die Schnittführung erfolgt flach unter dem Auge hindurch.
4. Schritt: Das Auge wird nicht mit den Fingern berührt! Der Kambiumring zwischen Holz- und Bastteil ist gut zu erkennen.
5. Schritt: Das verbleibende Holz wird ausgelöst, die typische Gabelform zeigt an, dass das Auge nicht beschädigt wurde.
6. Schritt: Das Auge wird mit sanftem Druck in den T-Schnitt der Unterlage eingeführt.
7. Schritt: Veredelungsstelle muss unverzüglich mit Okulette oder Bast und Veredelungswachs verschlossen werden.